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Wolgograd - Eine Reise ins Ungewisse

Viel haben wir schon über die russische Stadt am Strom der Wolga gehört und jeder von uns 15 Studenten trat am 3. Oktober die Reise nach Wolgograd mit ganz anderen Erwartungen an. Soviel sei schon vorab verraten: Bei wohl jedem von uns wurden diese Erwartungen in der kurzen Zeit mit Sicherheit übertroffen.

Wir erlebten 9 Tage voller Überraschungen sowie Freude und lernten reichlich Wissenswertes. Allen voran wurden wir aber Teil einer russischen Herzlichkeit und Wärme, die uns dankbar und nicht selten sprachlos machte. Nach einem holprigen Start, mit größeren und kleineren Pannen, sollte die Reise schließlich doch noch eine positive Wendung nehmen. Und als wir dann unsere Hotelzimmer hoch über den Dächern der Stadt und mit Blick auf die Wolga bezogen, waren erste Ärgernisse schon halb vergessen. Gleich einer rasanten Achterbahnfahrt, bei der sich die Insassen zunächst auch unwohl fühlen, und die Aufregung steigt, genossen wir alle schon bald die aufregende Tour.

So trafen wir etwa auf Galina Zwjagina, Dolmetscherin, Stadtführerin und langjährige Freundin der deutsch-russischen Partnerschaft, die uns mit ihren Unmengen an Wissen jedes historische Detail der Stadt zeigte und erklärte. In einem kleinen Bus fuhr sie mit uns von der Allee der Helden, vorbei am Traktorenwerk bis hin zum herrschaftlichen Mamajew-Hügel, auf der die gigantische Statue der „Mutter Heimat“ thront. Im Panoramamuseum und dem „Paulus-Keller“ tauchten wir in die Geschichte der Schlacht von Stalingrad und der Kapitulation der Deutschen im Zweiten Weltkrieg ein und sahen uns dabei mit der russischen und eigenen Vergangenheit konfrontiert, was nicht selten für Diskussionsstoff sorgte. Besonders die Besichtigung der Soldatenfriedhöfe beider Armeen, an dessen Entwicklung Galina selbst beteiligt war, war wohl für jeden von uns ein besonders bewegender Moment, bei dem die sonst so fröhliche Gruppe plötzlich ganz still wurde. Nur am Ende erschallte ein Friedenslied aus Taizé in der kalten und verlassenen Steppe vor den Toren Wolgograds.

Auf eine ganz andere Art machte uns der Knabenchor „Kamerton“, der schon einige Male nach Berlin gereist ist, unter Leitung von Sergej Lopatin sprachlos. Nicht nur ihre schönen Stimmen, sondern auch die Herzlichkeit und Ausgelassenheit der Teenager steckte uns schnell an, sodass trotz Sprachbarrieren und Altersunterschied allerhand Freundschaften geschlossen wurden. Gemeinsam mit den Jungs gingen wir zum Bowling, besuchten sie und ihre Familien zu Hause und kamen der russischen Kultur jeden Tag ein Stückchen näher. Denis Samygin, der junge Arzt, der selbst seit 30 Jahren in Sergejs Chor mitsingt, half uns in kniffligen Situationen, pflegte Kranke gesund und hatte viel spannendes von seinem Leben in Wolgograd zu berichten.

Auch die Einladung des Uniprofessors Andrei Kaden und seiner Familie haben wir in guter Erinnerung. In ihrer schönen Wohnung hatten sie alle Vorbereitungen für einen gelungenen Abend getroffen: Man saß an einer großen Tafel, aß russisches Gebäck und diskutierte offen über Politik, Träume und die Zukunft.

Und schließlich blicken wir gern auf die Zeit zurück, die wir bei Sascha Artunjan verbringen durften, einem weiteren langjährigen Freund des Arbeitskreises. Jeden Abend traf sich die Gruppe in seinem Restaurant zum gemeinsamen Abendessen, ließ den Tag und die unzähligen Eindrücke Revue passieren und genoss die kulinarischen Köstlichkeiten. Mit viel Liebe und Geduld kümmerte sich Sascha um die Wünsche von Vegetariern und Allergikern. Bei ihm verbrachten wir in großer Runde schließlich auch unseren letzten Abend, an dem Sänger und Musiker ein Lied zum Besten gaben, herzliche Reden gehalten wurden und man nicht nur einmal das Glas auf die schöne Zeit erhob.

Vertrauen und Freundschaft wuchsen in jenen Tagen und obwohl wir nur eine Woche in Wolgograd verbrachten, fiel uns der Abschied von unseren neuen russischen Freunden sehr schwer. Hier und da floss sogar eine Träne, als sich der Zug ganz langsam auf den Weg nach Moskau machte, wo wir nach einer Stadtrundfahrt schließlich Russland wieder verließen.

Zuletzt wollen wir uns bei Gisela Krehnke und Harald Tischer bedanken, die uns im Vorfeld allerhand Wissenswertes über Wolgograd und ihre Eindrücke von der Stadt berichteten und ganz besonders bei Irma Petto, die mit ihrer Sprachkenntnis, den Kontakten zu den Menschen vor Ort und mütterlicher Führsorge die Begegnung erst ermöglichte und zu einem vollen Erfolg machte.

Stephanie Winterhager

Letzte Änderung am: 05.11.2015