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Monatsspruch Juni 2019

Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder. (Sprüche 16,24)

Ich kenne viele sehr freundliche Menschen. Und häufig begegne ich der Freundlichkeit auch bei Menschen, die ich gar nicht kenne. So wie die Verkäuferin bei Rewe, die wirklich jedem in aller Seelenruhe und mit einem freundlichen Lächeln einen guten Tag wünscht, auch wenn die Schlange an ihrer Kasse die längste ist. Ich freue mich über diese kleinen Momente der Freundlichkeit im Alltag. Vielleicht auch, weil sie nicht selbstverständlich sind. Denn natürlich kenne ich auch viele unfreundliche Menschen, begegne immer wieder Menschen, die teils völlig grundlos zu anderen ruppig und unhöflich sind. Und vermutlich bin ich selbst manchmal nicht besser.

Wir heben die Welt nicht aus den Angeln, wenn wir zu anderen freundlich sind. Aber es macht den Tag ein wenig heller. Am leichtesten fällt das, wenn es tief aus uns heraus kommt. Wenn es keine bewusste Bemühung ist, nicht die sprichwörtliche „gute Tat“ am Tag, an die man sich selbst erinnern muss, sondern wenn es zu einem Teil unserer Natur wird, möglichst häufig freundlich miteinander umzugehen.

Hans Dieter Hüsch, der große Kabarettist und Schriftsteller, wusste viel über diese Lebenseinstellung, über eine Leichtigkeit, die nicht oberflächlich oder belanglos ist. Mit seinen Worten schaffte er es immer wieder, Hoffnung und Weite zu vermitteln und dabei dem Lächeln und dem Augenzwinkern Raum zu geben. In seinen Texten begegnet mir eine Lebensfreude, die sich fest verankert weiß in einem Glauben, der bodenständig ist und ehrlich. Wer so lebt, kann auch anderen Gutes wünschen. Und wird dies vielleicht sogar sagen. Ein paar nette Worte, einfach so, an der Supermarktkasse, zum Paketboten, in der S-Bahn. Sie verändern nicht die Welt, aber: sie tun unserer Seele und unserem Körper gut.

Das wusste schon der König Salomo. Er soll ein „weises und verständiges Herz“ gehabt haben und über 3000 Sprüche verfasst haben (1. Könige 5,12). Daher wurde ihm das alttestamentliche Buch der Sprüche zugeschrieben, die umfangreichste Sammlung altisraelischer Weisheit, die uns überliefert ist. Die Sprüche sind ein wenig wie eine bunte Sammlung an Leitfäden und Hinweisen für ein gelingendes Leben. Der Tun-Ergehens-Zusammenhang spielt dabei eine große Rolle. Nicht alle Sprüche werden wir heute noch gutheißen können. Doch in vielen steckt eine bodenständige Wahrheit. Der Zusammenhang von seelischem Wohlergehen und körperlicher Gesundheit etwa, die moderne Medizin erst wieder hat entdecken müssen, wird hier vorausgesetzt. Im Monatsspruch für den Juni heißt es: „Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder.“ Das bedeutet: Freundliche Reden tun nicht nur der Seele gut, sie sind auch heilsam für die Glieder. Umgekehrt gilt auch: wer immer wieder harschen Worten und Unfreundlichkeit ausgesetzt ist, der spürt dies nicht nur in seiner Seele, auch sein Körper wird leiden.

Nun sei noch einmal Raum für einen Text von Hanns Dieter Hüsch¹, der uns mit seinem Wunsch nach Segen etwas mitgibt von einer Lebenseinstellung, die der Freundlichkeit einen Ort gibt:

„Gott möge von seiner Heiterkeit ein Quentchen
in uns hineinpflanzen,
auf dass sie bei uns wachse, blühe und gedeihe,
und dass wir unseren Alltag leichter bestehen.
Dass er uns bewahre vor jedem Hochmut
und vor jeder Bitterkeit,
und dass er uns fähig mache,
weiterhin zu glauben an seine Welt, die nicht unsere Welt ist,
und dass wir nicht ersticken an allem Tand und eitlem Tun ...
Er möge uns behüten vor aller Besserwisserei
und uns beflügeln, Freiheit und Phantasie zu nutzen,
um Feinde in Freunde zu verwandeln.
Er lösche langsam in uns jedes Vorurteil - langsam -
denn wir stecken bis über beide Ohren
voll davon.
Er schenke uns von seiner Vielfalt ein Stückchen Großmut
und führe uns nicht in Haarspaltereien,
Gedankenenge und Geistesnot.
Er erhalte uns unseren Eigensinn,
ihn nicht aus den Augen zu verlieren
in unserer optischen Zeitspanne.
Wir bitten ihn, weiterhin unser Freund zu sein,
der immer uns übrigbleibt,
in aller Finsternis und Unvernunft, wenn wir schier an allem
und an uns verzweifeln.
Er sei mit uns, wenn wir unter den Verlierern sind,
und gebe uns die Kraft zu Demut, die Kraft, am Ende aufzu-
stehen für einen neuen Anfang.
Wer anders könnte uns zu neuem Lachen führen,
zu neuer Hoffnung und Freude,
immer wieder, nach Tausenden von Jahren?“

(Hanns-Dieter Hüsch)

Ihnen allen wünsche ich ein Quentchen Heiterkeit, ein neues Lachen und eine neue Hoffnung, und freundliche Worte für ihre Nachbarn, für die, die Ihnen zufällig über den Weg laufen und: für sich selbst!

Seien Sie behütet,
Ihre Sonja Albrecht

¹ Hanns Dieter Hüsch: Sei gut behütet (Auszug) aus: Hanns Dieter Hüsch / Michael Blum, Das kleine Buch zum Segen, Seite 26f, 2018/15 (c) tvd-Verlag Düsseldorf, 1998

Letzte Änderung am: 25.05.2019