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RSSPrint

Monatsspruch Februar 2018

„Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.” (5. Mose 30,14)

„Es gibt ein Land, in dem die Menschen fast gar nicht reden. Das ist das Land der großen Wörterfabrik.“ So beginnt ein zauberhaftes Bilderbuch von Agnès de Lestrade, illustriert von Valeria Docampo. Die ersten Bilder zeigen eine düster wirkende Stadt, über allem erhebt sich ein großes dunkles Bauwerk: die Wörterfabrik. In diesem Land muss man die Wörter in Geschäften kaufen und schlucken, um sie aussprechen zu können. In der Fabrik werden die unterschiedlichsten Wörter in verschiedenen Sprachen hergestellt. Manche Wörter sind wertvoller als andere. Wer kein Geld hat, um sich Wörter zu kaufen, durchsucht die Mülleimer, aber dort findet man meistens nur Worte wie „Hundekacka“ und „Hasenpipi“. Im Schlussverkauf bekommt man „Bauchredner“ und „Zierhasel“, aber was macht man damit? Manchmal fliegen Wörter durch die Luft, die Kinder fangen sie dann mit ihren Schmetterlingsnetzen ein. Der kleine Paul hat drei Wörter in seinem Netz gefangen. Aber er sagt sie nicht gleich, denn er möchte sie aufheben. Für jemand ganz Besonderen. Morgen ist Maries Geburtstag. Paul hat sie furchtbar lieb. Das würde er ihr gerne sagen. Doch dafür reicht sein Geld nicht. Also wird er ihr die drei Wörter schenken, die er gefunden hat: „Kirsche, Staub, Stuhl“. Ob er damit eine Chance hat gegen den reichen Oskar, der für Marie „Ich liebe dich von ganzem Herzen, meine Marie. Eines Tages, das weiß ich, werden wir heiraten!“ gekauft hat?

Worte sind kostbar, wertvoll. Das spüren wir oft erst, wenn sie nicht mehr allverfügbar sind, wenn wir um sie ringen. So wie die alte Frau, die nach einem Schlaganfall immer wieder ansetzt, um unter größten Mühen ein Wort zu bilden, ein einziges nur. Es dauert lange. Doch dann sagt sie „Danke“. Und es liegt mehr in diesem einen Wort als in den Wortschwällen der Menschen um sie herum.

Worte haben große Kraft. Nicht nur, weil wir uns unserer Umwelt durch sie mitteilen können, was für uns lebensnotwendig ist. Sondern auch, weil sie etwas bewirken. Sie können heilsam sein und satt machen. Die Bibel weiß das. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ (Matthäus 4,4 / 5. Mose 8,3).

Doch Worte sind nicht nur kostbar, sie können auch gefährlich sein, zerstörerisch. Im Englischen gibt es ein Sprichwort: „Sticks and stones can just break bones. Only words can kill.“ – Stöcke und Steine brechen nur die Knochen, Worte jedoch sind tödlich. Worte können krank machen und Menschen zutiefst verletzen. Manchmal ist es eine einzelne unachtsam dahingesagte Bemerkung, die die Beziehung zwischen Geschwistern oder Freunden über Jahre hinweg belastet. Wir können unsere Worte nicht ungeschehen machen. Wir können nur neue hinzufügen.

Bei den Worten, die wir wählen, sind wir nicht auf uns selbst geworfen. Wir erhalten dabei Unterstützung von „ganz oben“. Daran erinnert uns der Wochenspruch für den Februar. Er führt uns vor Augen, dass Gott uns Worte in den Mund und ins Herz gelegt hat. Wir müssen sie nicht teuer erwerben, sie sind einfach da. Damit ist sicherlich nicht gemeint, dass wir nur noch Bibelverse zitieren sollen. Doch wir haben die Wahl, welche Worte und welche Taten unser Leben prägen. Wir können dabei auf die Worte Gottes zurückgreifen. Es sind Worte voller Verheißung und Trost, voller Liebe, und zugleich richtungsweisend und mahnend. Es sind Worte, die unserem Herzen nah sind. „Das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir‘s hören und tun? Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir‘s hö-holen, dass wir‘s hören und tun? Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“ (5. Mose 30,11-14). Wir brauchen niemanden, der uns die Worte vom Himmel holt oder für uns jenseits des Meeres reist. Und so liegt es an uns, ob wir zugreifen. Ob wir die Worte, die uns in den Mund und ins Herz gelegt sind, aussprechen und danach handeln. Oder ob wir sie herunterschlucken und anderen Worten den Vorrang geben, kalten, zerstörerischen Worten. Oder ob wir ganz verstummen.

Es gibt ein Land, in dem die Menschen sehr viel reden. Und manchmal, da besinnen sie sich auf die Kraft der Worte, auf ihren Wert und ihren Zauber. Und so etwas wie Segen erfüllt die Stadt. Ich wünsche Ihnen allen einen wort-reichen Februar.

Ihre Sonja Albrecht

Letzte Änderung am: 26.03.2019