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RSSPrint

Monatsspruch Mai 2016

„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?”

(1.Korintherbrief 6,19)

Neun Menschen sitzen um einen Tisch. „Wie gestalten wir unseren Schaukasten neu?“, das ist ihre Frage. Drei junge Gemeindeglieder beraten mit. Sie wagen sich an die ganz große Aufgabe. Sie wollen das biblische Wort für den Monat Mai in ein Gemälde umsetzen. „Könnt ihr das?“, fragen sich manche laut oder heimlich leise. „Ja, das schaffen wir“, sagen die zwei Mädchen und der Junge, die sich aus dem Konfirmandenunterricht kennen, aber bislang noch nicht zusammengearbeitet haben. Sie bekommen materielle und logistische Unterstützung, alles andere müssen sie selbst bewerkstelligen. Und sie schaffen es. Die Neugestaltung des Schaukastens mit der künstlerischen Interpretation des Monatsspruchs wird für alle zu Beginn des Mais sichtbar sein.

Ich habe das Kunstwerk schon sehen können und beschreibe es für die Lesenden. „Euer Leib, ein Tempel des Heiligen Geistes, der nicht euch selbst gehört“. Diese Worte hatten die Jugendlichen inspiriert. Was zu sehen ist: Zwei Hände, dazwischen ein wesentlich kleinerer menschlicher Körper. Er schwebt oder hängt zwischen diesen leicht geöffneten Händen. Der menschliche Leib ist von hellen Fäden gehalten. Ist er nicht frei? Wird er zur Marionette? Oder zeigt der Mensch, dass der Leib nicht ihm selbst gehorcht und gehört? Was auch immer im Zwischenraum geschieht, die linke Hand der nicht sichtbaren Person fängt und hält den durchaus hilflos wirkenden Menschen auf.

Der Apostel Paulus sah die Verhältnisse in Korinth: Sklaventreiber und -märkte, Besitzerinnen und Besitzer von Sklavinnen und Sklaven und ein Heer an Unfreien. Sklavenmärkte waren in allen Handelsstädten, zu denen auch Korinth gehörte, zu finden. Auf der griechischen Kykladeninsel Delos konnten nach der Zerstörung Korinths 146 v.Chr. täglich 10.000 Menschen angeliefert werden, die zum Verkauf standen. Der Sklavenmarkt war für die, die auf Podesten ausgestellt wurden, ein Ort, an dem man gemustert, angefasst, gedemütigt und durch giftige Präparate attraktiver zum Verkauf gemacht wurde. Es machte für die Versklavten keinen Unterschied, ob sie dem Sklavenhalter oder dem neuen Besitzer unterstanden. So weit entfernt diese Art von Marktgeschehen uns scheinen mag, so gegenwärtig sind uns doch der Markt der Pornographie, der Zwangsprostitution, der Zwangsarbeiter und der zum Arbeiten gezwungenen Kinder. Wer hält diese Unfreiheit am Leben? Wer duldet, dass wir bei uns und in unseren Läden Menschen und Waren kaufen können, die unter Gewalt zu diesem Dienst gezwungen wurden?

Paulus brachte ein neues Bild nach Korinth. Ihr gehört euch nicht selbst. Seht euch als Sklaven und Sklavinnen Gottes. Frei seid ihr nur als ein Teil des Leibes Christi.

Weil die Gemeinde in Korinth diesen Herrschaftswechsel für sich akzeptierte und davon immer und immer wieder erzählte so wie das Volk Israel immer und immer wieder von der Befreiung aus Ägypten erzählte, geschahen kleine Schritte der Befreiung. Dazu gehörte, dass die Christengemeinde das Essen teilte, auch Brot und Wein beim Abendmahl, dass sie ihren Blick für das Treiben auf den Sklavenmärkten schärfte und sich tief einbrannte: „Gott hat die Menschen gekauft, aber Gott ist ein Herr von Sklavinnen und Sklaven, der sich grundlegend von den Herren der Welt unterscheidet.“(Luise Schottroff).

Das Bild der Jugendlichen lässt den menschlichen Körper in weißer Farbe aufleuchten. Schuldlos wirkt er. Abhängig von der gütigen Hand, die ihn vielleicht auf die Erde oder die andere Hand sinken lässt, um ihn laufen zu lassen. Das Bild wirkt: Eigenständig laufen und doch wissen, dass wir mit unserem Tun niemanden versklaven wollen, weil wir in Christus zu einem Leib, zu einem Tempel der Geistkraft Gottes geworden sind.

Wir wünschen der Gemeinde und allen Menschen in unserer Region ein gesegnetes Pfingstfest.

Michael Juschka

 

Letzte Änderung am: 26.03.2019