Headline

Monatsspruch September 2023

Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? (Matthäus 16,15)

Foto

Foto Günter Hänsel
Pfarrer Günter Hänsel

Andacht September 2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer wir sind und was uns auszeichnet, diese Frage nach der eigenen Identität endet nicht im Jugendalter, sondern durchzieht das ganze Leben immer wieder neu. Den Platz im Leben zu finden, auch zu anderen möglichen Wegen Nein zu sagen, auch dies gehört zum Leben dazu. Alle Möglichkeiten und Optionen offenzuhalten, kann schnell überfordern und ein Gefühl der Heimatlosigkeit verstärken. Gerade auf der Suche nach der eigenen Identität ist es wichtig, Menschen an der Seite zu haben, die begleiten und unterstützen. Menschen, die zu einem stehen und so dem Leben Stehvermögen vermitteln. Das löst nicht alle Fragen und vermittelt einen „einfachen Weg“, doch es gibt Halt und Zuversicht den eigenen Weg zu finden.

Etwas Besonderes und Außergewöhnliches sein – eine soziale Norm unserer Gesellschaft. In seinem Buch „Die Gesellschaft der Singularitäten“ führt der Soziologe Andreas Reckwitz diesen Gedanken aus. Er beschreibt darin, dass unsere Gesellschaft von einer Logik des Besonderen geprägt ist. Das eigene Leben wird unter dem Druck der Besonderung bis in den kleinsten Winkel unterzogen. Ich denke da an Aussagen wie: „Lebe dein Leben!“, „Hole alles raus was geht!“ oder „Du musst Abitur machen!“ Das Besondere, das Außergewöhnliche, das eigene Profil wird zum Maßstab aller gesellschaftlichen Sphären. Alle Bereiche unseres Leben werden danach befragt, ob das Leben in all seinen Möglichkeiten genutzt wird, um damit das Ideal der Selbstentfaltung und der Perfektionierung des Lebens zu erfüllen. „In 5 Schritten zu etwas ganz Besonderem.“ Lässt diese Sichtweise Scheitern, Unverfügbarkeit und Unberechenbarkeit des Lebens zu? Ich denke dabei an Menschen, die krank werden. In einer Gesellschaft, die von einer Logik der Besonderheit übermäßig geprägt ist, so glaube ich, lässt es sich schwerer sterben. Sterben wird dem Urteil unterzogen: „Habe ich wirklich genug für meine Gesundheit gemacht? Hätte ich mehr vorsorgen sollen?“

Eben etwas Besonderes zu sein, kann Druck auf das Leben ausüben. Denn, was andere von uns denken, ist wohl eine Frage, die immer wieder das Leben durchzieht. Diese Frage lässt das eigene Denken nicht ganz unberührt, sondern wird manchmal auch als eine Macht verstanden, die verunsichern und irritieren kann. Diese Macht muss aber heute nicht einfach mehr hingenommen werden. Sie immer wieder in Distanz zu bringen und zu fragen, wo sie das persönliche Leben beeinflusst, das ist eine Form, um Klarheit darüber zu bekommen, was wirklich wichtig ist und sich der Frage zu nähern, wer ich bin und was andere meinen, wer ich sei. Diese Frage steht auch im Zentrum des Monatsspruchs für den September. Jesus stellt in der Erzählung des Matthäus die Frage: „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“. Diese Frage steht am Anfang des sog. „Petrusbekentnisses“. Petrus legt ein Bekenntnis ab: „Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ (Mt 16, 16). Daraufhin bezeichnet ihn Jesus als „Fels“, dem er alle Schlüsselgewalt überträgt. Das Interessante an dieser Textstelle ist, dass sie Wesentliches bündelt. Jesus ist mehr als der Zimmermann aus Nazareth. Er ist mehr als er selbst ist: Die Menschen spüren, dass von ihm etwas Heilsames und Besonderes ausgeht. Das Bekenntnis des Petrus unterstreicht dies. Jesus als der Sohn des lebendigen Gottes. Auch Petrus wird eine Aufgabe aufgetragen. Im Bibeltext heißt es: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ (Matthäus 16, 19). Petrus wird mehr als er bisher von sich selbst gedacht hat und sich vielleicht auch zugetraut hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies für jeden und jede gilt: In jedem von uns steckt eine Kraft, mehr zu sein. Eine Kraft, die antreibt, den eigenen Weg weiterzugehen und auch unbekannte Wege zu gehen, dabei die Lebensspur zu finden und eine Distanz zu den bisherigen Meinungen anderer oder der eigenen Meinung über sich selbst.

Der Religionsphilosoph und katholische Theologe Romano Guardini (1885 – 1968) war davon überzeugt, dass Gott über jeden Menschen ein Urwort, also ein „Passwort“ spricht. Dieses Passwort ist nur für diesen Menschen gedacht. Es macht ihn einzigartig und unverwechselbar. Die Aufgabe, so Guardini, besteht darin, dass der Mensch das Wort in dieser Welt vernehmbar werden lässt. In jedem von uns ist Gottes Spur, sein Urwort an uns, eingezeichnet und so kann Gottes Nähe in dieser Welt erfahrbar werden. Vielleicht sind es diese Worte, die in uns als Urwörter liegen: Vertrauen, Hoffnung, Dankbarkeit, Demut, Lebendigkeit, Harmonie, Weite, Freude oder Verbundenheit.

Ich wünsche Ihnen Mut und Freude, Ihr Urwort zu finden und es in dieser Welt zum Leuchten zu bringen

Gottes Segen umhülle Sie!

Ihr Günter Hänsel

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y