Der wieder auferstandene Dom St. Marien in Fürstenwalde

Ein unbescheidenes Statement vorneweg: Für mich ist der St. Marien-Dom in Fürstenwalde (Spree) der in seiner Gesamtheit überzeugendste Kirchenbau in unserer Landeskirche.

Seine Baugeschichte reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit stammt die „Alte Sakristei“, die einige Stufen unterhalb des Niveaus des Hauptschiffs südlich an dieses angrenzt. Hier werden jeden Morgen im kleinen Kreis Morgenandachten vor dem mittelalterlichen Altar einer Dorfkirche gefeiert, der hier verwahrt wird, und der Raum ist als Gruppenraum nutzbar.

Die äußere Kubatur des Doms stammt von der etwa 1470 vollendeten spätgotischen Hallenkirche. Sie wurde als Bischofskirche („Dom“!) des Bistums Lebus gebaut; der Erzählung nach hatten Hussiten um das Jahr 1446 herum den Vorgängerbau verwüstet. Weitere Verwüstungen prägten die Geschichte des Doms – im 18. Jahrhundert durch Blitzschlag - und im 20. Jahrhundert am Ende des Zweiten Weltkriegs durch Kämpfe. Der Dom brannte ab und das Hauptdach stürzte ein.

15 Jahre stand er als Ruine, bis Ende der 1950er Jahre mit Hilfe der badischen Partnerkirche ein neues Dach errichtet wurde. Dann folgten fast weitere dreißig Jahre als Baustelle, weil der Innenausbau wegen fehlender Finanzen nicht voranging. Im Nachhinein ist das ein Glücksfall – denn so wurde nicht wieder ein überdimensionierter Gottesdienstraum geschaffen. Sondern Mitte der 1980er Jahre entschied der Gemeindekirchenrat unter Leitung des damaligen Superintendenten Günter Kuhn, nur den vorderen Teil des Domes als Gottesdienstraum wiederaufzubauen. Dafür sollte im hinteren Teil des Kirchenraums ein gläsernes Gemeindezentrum als eigenständiger, dreigeschossiger Bau errichtet werden. Um dieses Projekt zu realisieren, wurde ein eigener Baubetrieb als „Dombauhütte“ gegründet. Die inzwischen in der Nähe errichtete „Domnotkirche“ sollte dafür aufgegeben werden. Erfreulicherweise fand sich die Ev.-freikirchliche Gemeinde als Nachnutzer.

Durch die Wende 1989/90 erhielt das Vorhaben dann entscheidenden Rückenwind, der die Realisierung bis 1995 ermöglichte – auch wenn es in den manchmal chaotischen Nachwendejahren noch einige bauliche und finanzielle Abenteuer zu bestehen galt.

Entstanden ist nun ein Gesamtkunstwerk, das von der Geschichte erzählt und gleichzeitig ein vielfältiges Gemeindeleben ermöglicht und Raum für wichtige städtische Veranstaltungen bietet: Der offene Kirchraum ohne neue Einwölbung ist geprägt durch historische Zeugnisse von den alten Bischofsepitaphen bis hin zu den Säulenstümpfen der abgebrannten Kirche. Im Schiff selbst und auf der Empore auf einer „Stufe“ des eingebauten Gemeindezentrums finden über 500 Menschen Platz. Der Kirchraum ist im Winter auf 8-10 Grad temperiert, kann aber für große Veranstaltungen auf 17-18 Grad geheizt werden.

Am Heiligen Abend wird er erweitert durch den durch Glaswand und –türen abgetrennten, aber zuschaltbaren Kirchsaal im Erdgeschoss des Gemeindezentrums. Hier finden gut 150 Menschen Platz, z. B. bei den Gottesdiensten in den Wintermonaten. Dieser Saal ist auch gut nutzbar für größere Veranstaltungen und Feiern der Kirchengemeinde und anderer Institutionen.

Im ersten Geschoss des Gemeindezentrums befinden sich zwei Gemeinderäume für größere Kreise, und im zweiten das Reich der Kirchenmusik mit Probensaal und „Ausgang“ auf die zweite Empore, von der aus die Kantorei singt. Hier ist ebenfalls der Spieltisch der Orgel, die zum größten Teil auf der Decke des Gemeindezentrums steht.

Kinder- und Jugendräume befinden sich im historischen Nordanbau des Doms, Küche und Teeküchen in allen Etagen, und Gemeinde- und Pfarrbüro im Südanbau. Von dem gut 60 m hohen Turm ertönen die Glocken und in der Adventszeit die Bläser.

„Der in seiner Gesamtheit überzeugendste Kirchenbau in unserer Landeskirche“ – in seinem Eingangsbereich wird die Bau-, Zerstörungs- und Wiederaufbaugeschichte des Bauwerks in einer kleinen Ausstellung dargestellt. Kunst und Fragmente in der Kirche erzählen davon. Und gleichzeitig wird die Lebendigkeit des Glaubens für Besuchende sichtbar, wenn sie in einem gläsernen Gang um die Gemeinderäume herumgehen und das Leben dort wahrnehmen können. Ein ehrenamtlicher Willkommensdienst ist für die ca. 25.000 Besuchenden im Jahr ansprechbar.

Inzwischen ist der Dom wieder Wahrzeichen der Stadt. Der Mut, viele Funktionen in einem Gebäude zusammenzubringen, hat sich bewährt. Dazu waren visionäre Kraft, Gespür für den Kairos und Beharrlichkeit und Chuzpe bei der Umsetzung nötig. Die Betriebskosten kann die Gemeinde heute aufbringen, allerdings „natürlich“ nicht die landeskirchlich geforderte jährliche Substanzerhaltungsrücklage. Dafür haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich bei nachvollziehbaren Anliegen Finanzen finden, zum Beispiel vor einigen Jahren etwa 80.000 € für die Erneuerung der akustischen Ausstattung vor allem durch Spenden.

So sind die Christ*innen der Stadt zuversichtlich, dass der St. Marien-Dom wie in den vergangenen Jahrhunderten auch zukünftig ein Mittelpunkt für das Leben in Kirche und Stadt sein wird.

Frank Schürer-Behrmann
Superintendent des Kirchenkreises Oderland-Spree

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© Kirchenkreis Oderland-Spree

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