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RSSPrint

Jahreslosung 2018

„Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.”(Offenbarung 21,6)

Umsonst. Gratis. Geschenkt. Was Gott uns geben will, ist nicht mit Geld zu kaufen und nicht mit Gegenleistungen zu bezahlen. Es ist überhaupt nicht zum Kauf bestimmt, sondern es ist eine Schöpfungsgabe und es wird auch eine Gabe der neuen Schöpfung sein, „wenn das Alte – siehe - vergangen ist“! Denn ohne Wasser ist Leben nicht möglich. Darum ist es für Alle da, ohne Einschränkungen, ohne Abstufungen, kein Privatbesitz, sondern Gemeingut. Es ist unerschöpflich, Gott schenkt es im Überfluss. Verteilungskämpfe wären also nicht nötig: es ist genug für alle da! Keiner muss mehr nehmen, als er für seinen Bedarf braucht, denn Gott schenkt es jeden Tag neu. So wie er uns jeden Tag unseres Lebens neu schenkt: Er ist die Quelle des lebendigen Wassers. Er ist die Quelle allen Lebens.

Was uns im letzten Buch der Bibel vom Seher Johannes vor Augen gemalt wird, ist ein starkes Gegenbild zu dem, was ich auf meinen Reisen sehe und erfahre: ein Gastgeber im Südlichen Afrika, den ich um ein Glas Wasser statt der offerierten Softgetränke bat, zeigt mir peinlich berührt den riesigen Wassertank – leer bis auf den letzten Tropfen, obwohl er zu dieser Jahreszeit noch mindestens halbvoll sein müsste. In Äthiopien habe ich mir auf dem Land sogar mit Cola die Hände gewaschen, weil Wasser für alles fehlt – auch für die Hygiene. Erst recht für Gemüse und Getreide und natürlich auch für die Tiere. Viele ländliche Gegenden im Süden haben keine öffentliche Versorgung mit Wasser und kein Geld für tiefe Brunnen – sehr zur Freude der Softdrink-Industrie und privater Wasserkonzerne, die sich das Wasser von umherfahrenden Wasserwagen teuer abkaufen lassen. Der menschgemachte Klimawandel rägt massiv dazu bei, Trinkwasser weltweit zu verknappen:

Dürren wie in Ostafrika ziehen sich jetzt über Jahre, immer stärkere Zyklonen treiben Meerwasser in die Flussmündungen und versalzen damit Felder und Grundwasser wie am Golf von Bengalen. Und damit nimmt die Zahl von Konflikten um Wasser auf allen Ebenen zu. Sich in solchen Zeiten Quellen und Grundwasser als Besitz zu sichern, ist lukrativ: Mangel treibt die Preise hoch. Wasser ist eine kostbare Ware geworden. Die Armen, die in der Regel gerade in Ungunstgebieten leben, können es sich nicht mehr leisten. Ich traf Menschen in Indien, denen im Umkreis vieler Kilometer das Wasser abgegraben wird: ihr Grundwasser sprudelt munter in die Flaschen der Abfüllanlage eines weltweit bekannten Getränkeherstellers. Wassernutzungsrechte von einheimischen Bevölkerungsgruppen gehen verloren, wenn große Agrarflächen verpachtet werden – z.B. auch, um dort Getreide für den weiter steigenden Fleischkonsum anzubauen. Das Wasser wird mit dem Land zusammen in Besitz genommen. Zugleich sinkt durch die Intensivlandwirtschaft der Grundwasserspiegel. Und ich habe Kinder eines ganzen Dorfes gesehen, deren Kopf mit Schwären statt mit Haaren bedeckt war seit eine internationale Firma ihre Abwässer ungefiltert ins Grundwasser leiten darf.

Der Zugang zu sauberem Wasser wurde 2010 als Menschenrecht verankert: Wasser für Alle! Und das gerade, weil dieses - nach Gottes Willen selbstverständliche - Recht erheblich bedroht ist, weil wir uns mit dem Klimawandel selbst das Wasser abgraben, es verschmutzen, es der Gemeinschaft als Gemeingut entziehen. Brot für die Welt will an seiner Verwirklichung mitwirken: „Wasser für Alle!“ heißt darum unsere neue Spendenaktion für dieses Jahr 2018! Mitten hinein in diese Sorgen und diese Mühen kommt mit der Jahreslosung 2018 das erneute Versprechen Gottes: „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“

Hoffnung und ein Perspektivwechsel werden uns geschenkt. Gott ist anders – er verteilt anders: so, dass die Brunnen für Alle sprudeln und Allen Leben spenden. Und so, dass alle Tränen versiegen. Die Quelle, die allen Durst stillt, ist uns versprochen für die erneuerte und versöhnte Welt Gottes, zu der wir unterwegs sind.

Auch wir dürfen, können und werden darum anders sein: Menschen, deren Durst nach Leben gestillt ist. Menschen, die mit Herz und Kopf verstehen, dass wir uns das nur schenken lassen und nicht kaufen können. Ebenso wie alles, was für das Leben notwendig ist. Wir können den Durst Anderer stillen helfen, weil wir verstehen, dass Gottes Geschenk auf das Glück Aller abzielt und nicht nur auf unser Glück auf Kosten anderer. Wir erfahren, dass Wasser und Leben nicht enden, wenn sie geteilt werden. Wir müssen unseren Durst nicht länger an den falschen Quellen stillen und dabei die Ressourcen unserer Erde verschwenden oder zu deren ungerechter Verteilung beitragen. Wir können gestärkt und erfrischt das neue Jahr beginnen – im Vertrauen darauf, dass Bemühungen um die gerechte Verteilung von Ressourcen nicht vergeblich sind, sondern Zukunft haben: Gottes Zukunft.

Das gibt uns neue Lebensenergie auf dem Weg durch heiße Phasen, Dürre-Perioden und Wüstenstrecken, die es auch im Jahr 2018 gewiss zu bewältigen geben wird - auch im Bemühen um den Schutz globaler Gemeingüter wie Wasser. Auf allen Durststrecken begleitet uns die Zusage, dass es umsonst gibt, was wir am meisten brauchen und dass wir dem nichts hinzu tun können mit „me and my people first“. Im Gegenteil: wir könnten diesen tröstlichen Gedanken verpassen oder dies Geschenk damit vermasseln.

Pfarrerin Dr. h. c. Cornelia Füllkrug-Weitzel
Präsidentin von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe; Stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung e.V.

 

Bildquellen:

  • Fotos: © Hermann Bredehorst / Brot für die Welt
  • Plakat: Brot für die Welt

Letzte Änderung am: 25.03.2019