Jahresthema 2016: Frauen gestalten Kirche

Schwester Marianne Bremer

Unsere Nachbarinnen - keine 500 Meter sind es von der Johanneskirche zu den Schwestern von der Heiligen Elisabeth in der Altvaterstraße. Und wir begegnen ihnen in ihrer grauen Ordenstracht auch im Supermarkt, auf der Straße oder in der S-Bahn.

Und was wissen wir von unseren Nachbarinnen, den katholischen Schwestern? Nun, immerhin bestehen Verbindungen. Seit mehreren Jahren gestalten wir gemeinsam unsere Fastenwochen „7-Wochen-ohne“ und feiern zusammen Taizé-Andachten. Im Rahmen unseres Jahresthemas haben wir deshalb ein Gespräch mit der Konventsoberin, Schwester Marianne Bremer, geführt. Sie gehört seit 1970 dem Orden an und hat in ganz unterschiedlichen Aufgabenfeldern gearbeitet. Sie ist geborene Düsseldorferin und war für den Orden in den Diözesen Osnabrück und Hamburg und ist nun in Berlin tätig.

Foto Schwester MarianneSchwester Marianne Bremer

Ehe wir ganz konkret zu unserem Thema kommen, sagen Sie uns doch bitte etwas zu den Aufgaben Ihres Ordens.

Unser Orden ist 1842 von vier Frauen in Schlesien ins Leben gerufen worden. Sie wollten in einer bedrohlichen sozialen Lage – ich nenne nur das Stichwort „Industrialisierung“ – kranken Menschen in Not helfen. Und zwar unabhängig von Stand, Person oder Religionszugehörigkeit – einfach durch ambulante Pflege in deren Wohnungen. Das war etwas völlig Neuartiges und weckte durchaus auch Misstrauen in mehrfacher Hinsicht: Eine Frau über Nacht in einer fremden Wohnung!? Und schließlich waren hier sehr selbständige Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Sie forderten keine Rechte ein, sondern sie taten einfach, was sie für richtig hielten.

Der Eintritt in einen Orden ist eine Lebensentscheidung – fast mehr noch als der Entschluss, Theologie zu studieren. Können Sie uns etwas zu den Gründen sagen?

Das werde ich immer wieder gefragt. Dabei ist es gar nicht leicht, so zu antworten, dass Sie meinen Weg verstehen. Da spielen sehr persönlich Erfahrungen hinein. Ich habe mich schon als Jugendliche in unserer Gemeinde mit der Frage beschäftigt, ob Orden denn überhaupt noch zeitgemäß sind. Meine Antwort damals war eindeutig ein Nein!!

Aber im Studium merkte ich, dass es viele Möglichkeiten gibt, sein Leben zu gestalten. Ich kann aber nur eine davon wahrnehmen und muss deswegen auf andere verzichten. Mir ging auf, dass Ordensleben in der Nachfolge Jesu eine große Solidarität mit den Menschen in ihren Sehnsüchten und Nöten zeigt. Ich habe Gott zugetraut, mir darüber Klarheit zu verschaffen. Und dann kam die Grundsatzentscheidung: Ich mache das jetzt.

Zu unserem Jahresthema: Wie gestalten Frauen Kirche?

Menschen gestalten Kirche – als Frau und als Mann. Auf dem Katholikentag in Leipzig gab es ein Forum mit dem Titel: „Frauen leiten anders – Männer auch“. Ich glaube, es gibt vielfältige Arten von Leitung, ohne dass ich das am jeweiligen Geschlecht festmachen kann. Entscheidend scheint mir, dass es ein Miteinander gibt und nicht Konkurrenz.

Allerdings scheint mir, dass maßgeblich Frauen dazu beitragen, wie Kirche gelebt wird und wie sie sich darstellt. Frauen sind oft geborene Gastgeberinnen mit der natürlichen Gabe, alle an einen Tisch zu holen. Und so sind es oft Frauen, die darauf drängen, dass etwas verändert wird.

Wo haben Sie es als Frau in Ihrer Funktion leichter und wo schwerer?

Schwerer habe ich es nur einmal als Mitglied im Diözesanrat erlebt, der in der Mehrzahl aus Männern bestand. Es war ein längerer Weg, bis mein Wort auch Gewicht hatte. Die Zusammenarbeit mit einem Kollegen in vielen Kursen und Seminaren habe ich immer wieder als ideale Ergänzung und Bereicherung erlebt. In der Regel fiel es mir leichter, neben Inhaltlichem die Atmosphäre und die Gruppendynamik im Blick zu behalten.

Mitgestaltung von Kirche – das ist Berufung, aber doch wohl auch Beruf. Wie gehen Sie damit um?

Da geht es mir wohl so wie jedem, der in seinem Beruf aufgeht und ihn gerne macht. Ich habe ja vorhin schon berichtet, dass die Lebensentscheidung, in einem Orden Kirche zu gestalten, bei mir recht viel Zeit brauchte und dass ich mich damit schwer getan habe. Dann war da eben plötzlich das Wissen: Ja, ich möchte mich einsetzen und meinem Leben mit Berufung und Beruf diesen Sinn geben.

Wie war das? Haben Sie sich Ihre Aufgaben gezielt gesucht oder sind sie auf Sie zugekommen?

Das hat sich alles von selbst ergeben – einfach weil ich Lust hatte, zu gestalten. Nach dem Studium habe ich zunächst als Lehrerin gearbeitet und viel Wert auf die Elternarbeit gelegt. Dann war Not in der Gemeinde und ich wurde gefragt, ob ich die offene Stelle der Gemeindereferentin übernehmen würde. Ein paar Jahre später wurde ich beauftragt, im Personalreferat des Bistums Osnabrück in der Verantwortung für Gemeindereferentinnen mitzuarbeiten. Daraus wiederum hat sich nach entsprechenden Ausbildungen meine beratende Tätigkeit in geistlicher Begleitung und Ehe-, Familien- und Lebensberatung ergeben Mein Orden hat mich dabei immer ermutigt und unterstützt.

Nach der Wende habe ich dann begonnen, gemeinsame Seminare für Schwestern aus Ost und West anzubieten. Das hat uns sehr geholfen, zusammenzuwachsen. Es gab bisher in Ostdeutschland zwei Ordensprovinzen und im Westen drei; alle wurden 2003 zu einer einzigen Provinz verschmolzen und ich kam nach Berlin als gewählte Stellvertreterin dieser Provinzleitung.

Ich hatte hier die Aufgabe, die Seelsorge in den katholischen Krankenhäusern mit Nichtordensleuten aufzubauen. Unsere Schwestern waren in diesen Häusern früher sowohl für die Pflege als auch für die Seelsorge zuständig. Das änderte sich nun. Die Krankenschwestern waren nicht mehr Ordensschwestern, wir mussten also die Seelsorge neu justieren.

Welche Visionen haben Sie für die Entwicklung der Kirche?

Sie darf niemals aufgeben daran zu arbeiten, dass wir Menschen alle auf einer Stufe stehen. Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde als Mann und Frau. Dazu gehört, dass wir offen sind für Fremdes und Fremde, dass wir unsere Unterschiedlichkeit, z.B. auch in der Ökumene, als Bereicherung erleben. Wofür ich mich mit aller Kraft einsetze ist, dass wir einander nicht verurteilen und beurteilen und dass wir uns weniger von Angst leiten lassen.

Jetzt haben wir Sie so viel gefragt. Gibt es denn eine Antwort, die Sie gerne geben würden, obwohl unsere Frage fehlt?

Was mir immer wieder durch Kopf und Herz geht und wo ich gestalterisch gern tätig sein möchte: Welchen Beitrag können wir als Elisabeth-Schwestern zum Jubiläumsjahr der Reformation 2017 bringen? Eine Idee hätte ich schon…

Das Gespräch mit Schwester Marianne führten
Karin Trageheim und Michael Schirmann

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